Piraten, Profiteure und Protestler

Taino-Piraten

Datum: 08. Juli 2010
Uhrzeit: 16:35 Uhr
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Autor: Otto Hegnauer
Sprachkurs Spanisch (Südamerika)

Es war eben eine andere Zeit, „die gute alte Zeit“, man entdeckte Meere und Länder, und alles was man stehlen konnte, und lernte immer gemeiner zu stehlen. Was anderen Völkern gehörte. Und wurde immer reicher ( die einen ). „Man“ hatte ja schließlich Schießpulver und Mordwaffen erfunden, und neue Werte, Geld und Gewalt. Also, die Indianer, die Tainos oder Sarawaken, waren bereits auf der Insel, das waren gute Menschen, die stahlen nie. Das schrieb schon Christoph Kolumbus, der „Erstentdecker“ der Insel. Und damit waren sie da, die ersten Seefahrer mit Schiffen und Kanonen, die Spanier. Die konnten morden und töten, mit ihrem Schießpulver, und ihren Gewehren. Sie lieferten sich Seegefechte, plünderten die Handelswaren der Schiffe und verkauften sie selbst, und versenkten die Boote zuletzt. Den Indianern blieb nur das Staunen. Die waren nie Piraten.

Geschenke und Gastfreundschaft, das waren Werte der Rothäute ( Rouges ), die – zwar zu unrecht – kreolisch heute noch so heißen. Geld und Gewalt, Werte der Spanier, der Weißen, wie heute noch, auf der ganzen Welt. Man sagt dem ja auch „Globalisierung“, was dasselbe heißt. Und heute ist noch ein dritter „weißer“ Wert dazugekommen, mit dem selbst Kinder Blinde Kuh spielen: Demokratie. Das steht zwar nicht außen drauf, die Einheimischen könnten es ja doch nicht lesen, und würden das Wort auch nicht verstehen. Es kamen noch andere „Werte“ dazu. Mit denen man die Welt erobern, verbessern, versklaven, Geld machen, und den ganzen Planeten vernichten kann. Alles fremde Hüte, von anderen einfach über den Kopf gestülpt bekommen.

Wer zu dumm ist, in einem Land ohne Pass- und Reiserecht, von falschrassigen Eltern gezeugt, oder sonst neben den Schuhen geboren, ist ja selber schuld. Gottvater (oder sonst ein Vater) hat es so gewollt, und das ist endgültig und absolut (übrigens habe ich mich zuerst verschrieben. Statt „Vater“ kam ein „e“ heraus, es fehlte nur noch ein zweites „t“, und es hätte „Vetter“, und damit einen falschen Sinn gegeben. Einen ganz ungewollten.

Zurück zu den Piraten, das waren erst die Spanier. Die Indianer mussten jetzt nicht mehr zusehen, sie wurden selber Opfer. Die weißen Plünderer wollten noch reicher werden, das will man wenn man reich ist. Sie zwangen sie, ihr Gold abzugeben und ihren Schmuck, weiteres aus dem reichen Flusssand der Bäche zu waschen, und alles zu geben was sie nur hatten. Sie nahmen den Männern, die sie nacheinander getötet hatten, selbst ihre Frauen. Wunderschöne Frauen, die kochen und lieben konnten, und niemals einen Fremdling von sich wiesen. Er mochte noch so lang bleiben.

Die Spanier haben sich an den Frauen vergangen, den wunderbaren. Es sind wahrhafte Heldinnen, die, so glaube ich, mannsübliche Werte wie Geld und Gewalt ersetzen konnten durch bessere, etwa Gemeinwohl und Gewissen, die die Welt verändern könnten. Aber Frauen sind halt noch nicht genug verhaftet in der Politik, in oberen Ämtern, wo sie etwas ausrichten könnten. Und auch an der politischen Bildung, da hapert es zuweilen noch. Auch das wird sich ändern.

So wie die UNO, die hat es erfasst: schließt die Männer von den Lebensmittelverteilungen aus, denn die sind nur gewalttätig. Nur Frauen haben Zutritt, denn die sind friedfertig, und geben zu essen auch den Männern, die keine Frauen haben. Das ist wenigstens meine Erfahrung. Und deshalb ist das Matriarchat auch am richtigen Platz. Das Matriarchat bei den Indianern, und ihren Nachkommen, Aber bald ist es zu spät. Die Indianer wurden angeblich alle getötet, die Indianerinnen vergewaltigt. Das ist doch unlogisch. Denn wenn „fast alle“ ermordet wurden, waren das nur die „Reinrassigen“. Und die Frauen wurden nicht nur vergewaltigt, benutzt, sie wurden bestimmt auch geliebt. Und es gab Mischlinge. Man kann also nicht sagen, es gäbe keine Indianer mehr, wie das in allen Büchern behauptet wird. Es gibt ohnehin keine „Reinrassigen“ mehr, auf der ganzen Welt. Das haben DNS-Forscher nachgewiesen. Und zum Glück sind die Zeiten der Arier vorbei.

Dass es Weiße, Europäer, Spanier, Abgesandte eines Königs waren, die eigentlich nach Indien wollten und sich stattdessen nach neuen Inseln verirrten, mittels schludderiger Navigation, und seither als „Entdecker Amerikas“ gefeiert werden, ist eigentlich beschämend. Es dauerte lange, bis sie das überhaupt merkten. Tat nichts zur Sache, die neuentdeckten Inseln waren reich, und viel Gold musste nur aufgehoben werden. Dazu muss man sich bücken, und das machen sie nicht gerne. Dem sagten sie „erobern“. Haiti, den Nachbarstaat der Dominikanische Republik, aber machten sie zum ärmsten Land der Hemisphäre, und das „richtige“ Amerika kämpft heute noch darum, das nicht auch noch zu werden. Und heute wird überall gestohlen, so wie es Kolumbus vorgemacht hat.

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Die exklusive Haiti-Kolumne im latina press Nachrichtenportal von Otto ‚Swissfot‘ Hegnauer. Der ehemalige Lehrer lebt seit mehreren Jahrzehnten auf Haiti und berichtet exklusiv von seinem täglichen Leben auf der Insel Hispaniola.

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