In Venezuela wird jede halbe Stunde ein Mensch getötet

chavista

Datum: 19. August 2011
Uhrzeit: 10:12 Uhr
Leserecho: 7 Kommentare
Autor: Redaktion
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► Polarisierung und Militarisierung der Gesellschaft

Laut einer Studie der International Crisis Group (ICG) wird in Venezuela jede halbe Stunde ein Mensch getötet. Dies führt die angesehene nichtstaatliche Organisation mit Hauptsitz in Brüssel auf die starke Präsenz der organisierten Kriminalität, Polarisierung und Militarisierung der Gesellschaft und der Korruption bei der Polizei zurück.

Der Bericht erwähnt als Tatsache, dass „alle halbe Stunde jemand in Venezuela getötet wird“ und dass die Gewalt in der Gesellschaft des Landes „eingebettet“ ist. ICG erwähnt eine Menge von Faktoren, die dafür verantwortlich sind. Hauptgründe sind dabei „die Präsenz der organisierten Kriminalität, eine Vielzahl von Feuerwaffen in den Händen von Zivilisten, sowie Straflosigkeit und Korruption der Polizei“.

Diese Probleme haben laut der Organisation nicht mit Chávez begonnen, aber seine Regierung sei verantwortlich für ihre Unfähigkeit und Untätigkeit gegenüber der Bekämpfung der Korruption. „Während der bolivarischen Revolution wurden diese Probleme jedoch wesentlich schlimmer“, so ICG. Der Bericht betont, dass Gewalt und Korruption, „von einem kontinuierlichen Prozess der institutionellen Erosion gefüttert“ werden. Dies sei besonders deutlich in der Justiz und der Strafverfolgung zu beobachten.

Die starke und zunehmende Politisierung der Streitkräfte scheint dabei laut ICG ein zunehmend ernstes Problem zu sein. Die wachsende Unsicherheit durch die Krebserkrankung des Präsidenten und ein daraus erwartetes äußerst enges Rennen um das Präsidentenamt könnten das empfindliche Gleichgewicht weiter stören und einen Auseinanderfall herbeiführen. Die Gruppe stellte fest, dass die Regierung Chávez einige „positive Schritte“ (Dialog mit Kolumbien und begrenzte Reform der Polizei) unternommen habe, welche aber die „Ausfälle nicht kompensieren können“.

Die ICG führt seit 1995 Analysen in Form von Berichten und Lösungsvorschläge zu internationalen Konflikten durch. In ihrem Politikfeld wird sie allgemein als der maßgebliche Ansprechpartner für Regierungen und internationale Organisationen, wie z.B. der Vereinten Nationen, der Europäischen Union und der Weltbank, angesehen. ICG bietet Analysen und Politikberatung zu über 60 aktuellen oder drohenden Konfliktsituationen weltweit an.

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  1. 1
    Gustavo

    „… und begrenzte Reform der Polizei…“

    Diese „begrenzte Reform“ hat erreicht, dass alle Polizeikräfte in Caracas (10.547) von April bis heute entlassen worden sind, da sie jedes dritte Verbrechen in der Hauptstadt begangen haben und am Putsch von 2002 beteiligt waren.
    Die neuen PolizistenInnen der Bolivarianischen Nationalpolizei (PNB) dürfen keine Vorstrafen haben und die Aufnahmeanforderungen sind extrem hoch, aber dafür verdienen sie mit umgerechnet 1.500 Dollar im Monat das Dreifache ihrer korrupten Vorgänger.

    Stand der Dinge am 06.06.2011 in Caracas mit zu diesem Zeitpunkt zwei Drittel der neuen Polizeikräfte:
    * Kriminalität in Caracas ist um 52,78 % gesunken
    * Mordrate ist um 48,61 % gesunken
    * 249 Gangs (davon 221 Drogengangs) wurden verhaftet

    Quelle: http://venezuelanalysis.com/news/6253

    • 1.1
      roland-g

      „Diese “begrenzte Reform” hat erreicht, dass alle Polizeikräfte in Caracas (10.547) von April bis heute entlassen worden sind“
      ich kann’s bald nicht mehr hören
      freut mich, wenn man in Caracas alles im Griff hat (wie Sie ja oftmals hier schon berichteten)
      ABER
      Caracas ist nicht Venezuela, falls sich das noch nicht herumgesprochen hat

      • 1.1.1
        Gustavo

        „ABER
        Caracas ist nicht Venezuela…“

        Natürlich haben Sie Recht.
        Caracas ist eine Welt für sich; nur werden hier fast alle Verbrechen in Venezuela begangen und irgendwo muss man doch anfangen.
        Jeden Monat werden etwa 3.000 neue PolizistenInnen der PNB ausgebildet und nach und nach den Rest der alten Polizei ersetzen.
        Jedoch hätte man der alten Polizei auch etwas mehr Geld zahlen können, dann wären diese ganz sicher auch nicht so korrupt geworden.
        Aber das ist eben ein persönlicher Rachefeldzug…

      • 1.1.2
        roland-g

        „Jedoch hätte man der alten Polizei auch etwas mehr Geld zahlen können“
        und daran wird es auch in Zukunft wieder scheitern

  2. 2
    Pandora

    …“Die neuen PolizistenInnen der Bolivarianischen Nationalpolizei (PNB) dürfen keine Vorstrafen haben“ ….
    Mag ja sein , dass sie vielleicht keine haben dürfen , aber was ist mit den Familienangehörigen ?? Die haben ellenlange Vorstrafenregister – und gehören mitunter zu den „schlimmsten Bösewichten“ .

  3. 3
    rolli

    wie man aus einer total verrohten, ignoranten und extrem egoistischen Gesellschaft gerade in Venezuela etwas ändern will..ist mir schleierhaft, wird nicht funktionieren, außerdem sind alle neuen Polizeikräfte Chavistas, von einem Gleichgewicht kann also keine Rede sein.

    Ich beneide die nächste Regierung nicht, persönlich halte ich Venezuela für völlig gescheitert, die Einwohner sind unfähig, sich zu einer normalen Gesellschaft zu entwickeln- mein persönliches Urteil: die werden enden wie in Somalia….

  4. 4
    Gast.

    Leider hat Rolli vollkommen Recht.Moral ist ein Fremdwort,Häme,Lügen,
    Desinteresse wohin man schaut.
    Die neue Generation besitzt keinerlei Skrupel und es wird Jahrzehnte
    dauern um aus dieser Gesellschaft wieder normale Menschen zu machen.
    Selbst eine neue Regierung würde lange Zeit brauchen um Normalität
    wieder herzustellen.
    Schade um das wunderschöne Land.

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