Kuba vor dem Papstbesuch: Glaubensfrühling im Karibikstaat► Seite 2

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Datum: 26. März 2012
Uhrzeit: 08:43 Uhr
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► Nationalheilige "Barmherzige Jungfrau von Cobre" feiert 400. Jubiläum

Als die katholische Kirche zunehmend zu einer Bastion der Opposition wurde, entzog der als Sohn eines Großgrundbesitzers katholisch erzogene Fidel Castro der mächtigsten Institution kurzerhand ihre Einflussmöglichkeiten: Er ließ den verbliebenen Landbesitz sowie die katholischen Schulen, Krankenhäuser, Alten- und Waisenheime und die für die Finanzierung der Landpfarrer wichtigen Friedhöfe enteignen. Dabei spielte es keine Rolle mehr, dass es der Erzbischof von Santiago de Cuba persönlich war, der dem damals 23-jährigen Revolutionär Castro nach dem fehlgeschlagenen Angriff auf die Moncada-Kaserne das Leben rettete.

Auch wenn die katholischen Kirchen im Lande verfielen, die Verehrung der Barmherzigen Jungfrau von El Cobre blieb. Nicht nur, weil die Kubaner nahezu von Natur aus religiös seien, wie es dieser Tage der Erzbischof Garcia Ibánez, formulierte, sondern weil diese Aussage auf alle Menschen in Süd- und Mittelamerika zutrifft. Der Machtmensch Casto musste auf die starke linksgerichtete „Theologie der Befreiung“ in diesen Ländern reagieren und seinen radikal-kirchenfeindlichen Kurs etwas entschärfen, um seiner Bewegung eine noch größerer Isolierung zu ersparen. 1980 beschloss die kommunistische Partei Kubas, dass eine „strategische Allianz zwischen marxistischen Revolutionären und revolutionären Christen“ möglich ist.

In seinem Buch „Fidel y la Religion“ räumt Revolutionsführer Castro ein, dass es ein Fehler gewesen sei, in Lateinamerika den Marxismus mit der atheistischen Predigt zu verbinden. Fortan durften wieder Bibeln und Katechismen importiert werden, die Gemeinden ihre Gotteshäuser instand setzen und ein weiterer Parteitag erlaubte KP-Mitgliedern Religionen anzugehören. Aus dem atheistischen Staat wurde ein säkularer.

Vor 14 Jahren hob die kubanische Regierung schließlich das Verbot der Prozessionen zu Ehren der Madonna von El Cobre wieder auf. Vor einigen Jahren wurde sogar eine Spendenaktion zugunsten der Sanierung des Wallfahrtsortes genehmigt. Gleichzeitig bereitet die katholische Kirche das 400-jährige Jubiläum des Auffindens des Bildnisses sorgfältig vor. Es soll eine „Initialzündung für die neue Hinwendung Kubas zur katholischen Kirche“ werden, betonte bereits vor vier Jahren Javier Legorreta vom Hilfswerk „Kirche in Not“. Legorreta hoffte schon damals, dass diese Feier Anlass für einen Papstbesuch in Kuba sein könnte.

Ende Dezember entsprach nun Papst Benedikt XVI. dieser Bitte. Vom 26. bis 28. März wird er im Anschluss an seinen Mexiko-Besuch nach Kuba fliegen. Und seit Anfang des Jahres ist ein Replik des Gnadenbildes wieder in der Ilgesia de Santo Tomas in Santiago zu sehen.

Anderthalb Jahre war die Nachbildung in einer Prozession durch alle Diözesen Kubas gereist, um auf das Jubiläum aufmerksam zu machen. Gläubige wie Andres Pezez liefen von Haus zu Haus, um das Markus-Evangelium und Bilder der Barmherzigen Jungfrau von El Cobre zu verteilen. Das Interesse der Menschen sei groß gewesen, sagt Juan de Dios Hernández-Ruiz, Weihbischof von Havanna. Er erinnert daran, dass die Kirche nicht über Fernsehsender oder anderen Medien verfüge, sondern die Gläubigen selbst zu Verkündern der Frohen Botschaft werden. Starke Impulse dafür würden vom Marienheiligtum von El Cobre ausgehen, das gewissermaßen das Herz Kubas ist. Die mit dem Papstbesuch verknüpften Erwartungen sind groß. Die Kubaner erhoffen sich einen weiteren Reformschub und vor allem Zugeständnisse der Regierung gegenüber der katholischen Kirche. Diese würde gern wieder mehr Verantwortung in der Bildung übernehmen. Bis zum Sieg der Revolution hat die Kirche zahlreiche Krankenhäuser, Altenheime und Schulen betrieben. So soll es wieder sein.

Erste Anfänge sind überall zu entdecken. Im schattigen Innenhof der Iglesia de San Francisco scharen sich Kinder um eine weißhaarige Frau. In ihren Händen halten sie bunte Hefte, Comics über das Neue Testament. Leise erzählt die Frau. Ein Stück weiter sitzen Alte und Geistigbehinderte in ihren Schaukelstühlen. „Seit dem Besuch von Papst Johnannes Paul II. 1998 hat sich viel zum Positiven verändert“, sagt Pater Valentin.

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