Drogen-Generäle kämpfen um die Macht in Venezuela

chav

Datum: 07. Mai 2012
Uhrzeit: 11:15 Uhr
Leserecho: 6 Kommentare
Autor: Redaktion
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► Undurchsichtiger Korruptionssumpf der Regierung

In Venezuela ist ein offener Machtkampf nicht nur um die politische Herrschaft, sondern auch um die Kontrolle über den lukrativen Drogenhandel ausgebrochen. Diese Meinung vertritt der in den USA lebende pensionierte venezolanische Generalmajor Carlos Julio Peñaloza. Nach seinen Worten waren die tödlichen Schüsse auf Armeegeneral Wilmer Antonio Moreno am 19. April im Bundesstaat Anzoategui nur der Beginn eines Krieges zwischen rivalisierenden Banden von Drogenhändlern.

Demnach sollen mehrere hochrangige Offiziere, die bereits seit frühen Jahren in der Armee dienen und zur sogenannten „Chávez-Clique“ gehören, im Laufe ihrer Karriere besonders begünstigt und gefördert worden sein. Als Walid Makled, im Mai 2009 von US-Präsident Obama Barack zu einem der meistgesuchten Narcos der Welt erklärte Verbrecherboss verhaftet wurde, kam Licht in den venezolanischen Korruptionssumpf. Der „König der Verbrecherbosse“, der monatlich ca. zehn Tonnen Kokain in die USA und nach Europa schmuggelte und sein Vermögen auf über eine Milliarde US-Dollar bezifferte, wurde am 19. August 2010 in der kolumbianischen Stadt Cúcuta an der Grenze zu Venezuela festgenommen.

Während seiner achtmonatigen Haft in Kolumbien erhob Makled in Interviews schwere Vorwürfe gegen enge Mitarbeiter von Chávez. Auf der „Gehaltsliste“ des 43-jährigen sollen vierzig Generäle, darunter Verteidigungsminister General Rangel Silva, Armeechef Luis Motta und General Néstor Reveról, sowie Minister, Richter und fünf Abgeordnete gestanden haben. Um die geldgierige Meute bei Laune zu halten, will der Mafiaboss rund 1 Million Dollar pro Monat aufgewendet haben. Beweise für seine Vorwürfe legte Makled allerdings nicht vor. Präsident Chávez wies deshalb die Korruptionsvorwürfe gegen seine hochrangigen Militärs und Regierungsmitarbeiter umgehend zurück und bezeichnete „El Arabe“, der nach Venezuela ausgeliefert wurde, als einen Müll werfenden Banditen.

Laut Peñaloza ist der in die USA geflüchtete Eladio Aponte Aponte, ehemaliger Vorsitzender der Strafgerichtskammer des Obersten Gerichtshofes von Venezuela, ein weiteres Mosaiksteinchen im undurchsichtigen Geflecht des Regierungsapparates. Aponte, der am 17. April unter dem Schutz der Nationalen Antidrogenbehörde der USA (DEA) ausgeflogene Top-Beamte will nach eigenen Worten auch für Makled gearbeitet und von Präsident Hugo Chávez per Telefon Anweisungen hinsichtlich des zu erteilenden Strafmaßes gegen politische Gegner erhalten haben. Mit seiner Flucht in die Vereinigten Staaten – rechtzeitig zum Auftakt des Prozessbeginns gegen Makled – will er sich nach Meinung von Peñaloza einer drohenden Liquidierung entziehen.

Das Büro der Vereinten Nationen für Drogen-und Verbrechensbekämpfung (UNODC) schätzt, dass die Hälfte aller Drogensendungen für Europa über Venezuela kommen. Ebenfalls dient das südamerikanische Land als Brückenkopf für die Exporte in die USA und Mexiko. In einer ersten Stufe gelangen die Drogen nach Haiti und in die Dominikanischen Republik, danach nach Guatemala und Honduras. Politische Veränderungen in einigen dieser Länder haben dazu geführt, dass immer mehr eine alternative Route durch Kuba genutzt wird.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    Annaconda

    When the power of love overcomes the love of power the world will know peace……..schön wär,s. Die Variante der Machtliebe a la venezolana, hat noch eine andere Komponente, nämlich den Zwang an der Macht bleiben zu müssen. Denn der eingeschlagene Weg der permanenten Rechtsverletzungen, ist für die bis zum Hals im Schlamm (Korruption, Veruntreung öffentlicher Gelder, Verfassungsbruch) steckenden Akteure dieser Regierung, nicht reversibel. Vielleicht ist ein Hoffnungsschimmer, dass das bisherige Drogenverbot überarbeitet wird.

    Offensichtlich hat das totale Drogenverbot nur zur Föderung der klandestinen Gruppierungen geführt. Man erinnere sich an das amerikanische absolute Alkoholverbot(Chicago) welches einen ungehören Aufschwung der Alkoholmafia zur Folge hatte. Viele Experten in der Materie sind sich inzwischen einig, dass die Antidrogengesetze reformiert werden müssen, um dem Drogengeschäft die Basis zu entziehen. Wir (welche in diesem Land leben) für die die täglichen Schreckensnachrichten nicht nur einfach Wörter und Zahlen sind, sind zutiefst beunruhigt in welche Abgründe dieses Land abrutscht. Ich wünsche keinem der „ausländischen“ Schreiber, dass er das mitmachen muss, was das Volk von Venezuela und wir dort wohnenden Ausländer zur Zeit durchstehen.

    • 1.1
      Martin Bauer

      Letzte Woche wurde die Tochter einer befreundeten Familie im fahrenden Auto von einer „Zufallskugel“ in die Stirn getroffen. Sie starb sofort, ohne einen Laut.

      Längst gehe ich nicht mehr auf alle „Piensames“, die Totengedenkfeiern, zu denen wir gebeten werden. Es sind einfach zu viele. Natürlich ist auch mal eine Krankheit oder ein Verkehrunfall die Todesursache, zwei mal auch Mord aus Eifersucht. Venezuela ist generell ein gefährliches Land.
      Die politisch motovierten Morde aber nehmen zu. Wobei diese immer schwerer vom Drogenhandel zu trennen sind, da die Mörder bzw. deren Auftraggeber zumeist der Politik, Polizei oder dem Militär angehören.

  2. 2
    Annaconda

    Venezuela ist generell,ein gefährliches Land geworden.Abgesehen von einigen Vierteln in Caracas,Maracaibo hat es das früher nicht gegeben,ich erinnere mich noch an Zeiten,wo man in Margarita mit offener Tür oder am Strand in einer Hängematte schlafen konnte.Es besteht auch kein grosses offizielles Interesse,dieses“Gemätzel“ einzudämmen,zumal eine eingeschüchterte Bevölkerung(eine Art „toque de queda“ für Normalbürger)besser zu kontrollieren ist.Gewollter Nebeneneffekt ?Wenn die Kriminalität noch mehr ausschreitet,kann ja das Militär einschreiten und den Ausnahmezustand verhängen und Chao ….Wahlen.Herzliches Beileid übrigens ihren Freunden,sehr traurig….viele unserer Kinder,welche hier aufwuchsen sind inzwischen ausgewandert,bevor sie das gleiche Schicksal erreilt..ungewollte Trennung von Familien.

  3. 3
    Der Bettler

    Es gibt aber immer noch Menschen auch Deutsche,die meinen,Chavez hat das Land zur Blüte gebracht.Aber 100% tige Linke,wie Togo,Boris und Andere posten schon Monate nicht mehr.Ist denen ein Licht aufgegangen,
    oder haben sie mal längere Zeit hier gelebt?Schlimmer kann es nicht mehr werden,also hoffen wir auf eine bessere Zukunft.

    • 3.1
      Martin Bauer

      Einige davon sind Teil des Übels, weil sie aktiv an der Ausbreitung von sozialistischen Ideologie und Machtstrukturen mitarbeiten, wie der eine oder andere ja selber einräumt. Mit dem Ende von H.C. werden ihnen wieder ein mal die Felle davon schwimmen, erst in Venezuela, dann in anderen Ländern der Region, schliesslich auch in Kuba. Und selbst Sra. Kirchner wird kaum Gelegenheit bekommen, ihre weltfremden Hirngespinste noch realisieren zu können.

  4. 4
    rene

    und wieder nur bla- bla- bla kommentare, ohne bezug auf den artikel … wenn ich schon lese “ … Beweise für seine Vorwürfe legte Makled allerdings nicht vor.“ würde ich mich mit subjektiven bewertungen zurückhalten …

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