Rund einen Monat vor den Präsidentschaftswahlen (24. November) ist im zentralamerikanischen Land Honduras ein weiter Journalist ermordet worden. Der mit Schüssen übersäte Leichnam von Manuel Murillo Varela (Freiberuflicher Kameramann und Videojournalist) war am Donnerstag (17.) in Tegucigalpa entdeckt worden – genau vier Monate nach der Entführung und Ermordung des Journalisten Anibal Barrow.
„Wir fordern die Behörden dazu auf, eine gründliche und unabhängige Untersuchung einzuleiten. Alle Aspekte und Zusammenhänge dieses Mordes müssen aufgedeckt werden. Angesichts der ständigen Gewalt gegen Journalisten und der Tatsache, dass die meisten Fälle ungestraft bleiben, fordern wir die Behörden auf, einen besonderen Ausschuss für den Schutz von Journalisten während der Wahlperiode zu schaffen“, fordert die international tätige Nichtregierungsorganisation „Reporter ohne Grenzen“ (ROG).
Der 32-jährige Murillo war kein Unbekannter. Anfang Februar und rund einen Monat nach der Wahl von Präsident Porfirio „Pepe“ Lobo (Nationale Patei) waren die politischen Karrikaturisten Ricardo Rodríguez und Manuel Murillo angeblich von Polizisten entführt und brutal gefoltert worden. Von der ebenfalls verschwundenen Gewerkschafts- und Widerstandsaktivistin Vanessa Zepeda hatte man nur noch ihre Leiche gefunden.
Die Inter-Amerikanische Kommission für Menschenrechte hatte die Regierung Honduras aufgefordert, Vorsorgemaßnahmen hinsichtlich der Sicherheit von Murillo zu erlassen. Murillo hatte dem Komitee für Familienangehörige von Verschwundenen (Comité de Familiares de los Detenidos y Desaparecidos – COFADEH) und der Kommission für Wahrheit und Versöhnung (CVR) mitgeteilt, dass ihn Polizisten nach Videoaufnahmen von Demonstrationen von Gegnern des im Juni 2009 stattgefundenen Militärputsches durchsuchten und ihn damit bedrohten, seine Familie zu töten.
Trotz aller Drohungen und Einschüchterungen, denen er seit Monaten bis zu seiner Ermordung ausgesetzt war, galt er als „Arbeitstier“. Sein Fall war Sinnbild für all die Gewalt gegen Journalisten seit dem Putsch – und einer Gewalt, die im Vorfeld der kommenden Präsidentschaftswahlen zu eskalieren scheint.
In den vergangenen vier Jahren hat „Reporter ohne Grenzen“ neun Morde an Journalisten (während ihrer Arbeit) in Honduras registriert. Mindestens 18 Journalisten und andere Informationsanbieter/Medienschaffende wurden im gleichen Zeitraum getötet. Die auffällige Langsamkeit der gerichtlichen Untersuchungen und ein offensichtlicher Mangel an politischem Willen tragen zum wachsenden Problem der Straflosigkeit bei. Als Folge der Gewalt, Zensur und Verfolgung von Medienvertretern sind Journalisten wie Dina Meza und Fidelina Sandoval bereits ins Ausland geflohen.
Die ROG-Rangliste der Pressefreiheit vergleicht die Situation der Medien in 179 Staaten und Regionen bis Ende November 2012. Honduras belegt den 127. Platz und ist heute eines der weltweit gefährlichsten Länder für Journalisten und Menschenrechtsverteidiger.
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