ROG fordert besseren Schutz für Journalisten in Kolumbien

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Täter bleiben meist straffrei (Foto: Archiv)
Datum: 04. November 2014
Uhrzeit: 09:25 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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Vor dem Deutschland-Besuch des kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos am Mittwoch fordert Reporter ohne Grenzen mehr Schutz für bedrohte Journalisten in dem südamerikanischen Land. Die Zahl der Todesdrohungen gegen investigative und kritische Reporter hat in diesem Jahr massiv zugenommen. Dahinter stehen meist Verbrecherkartelle und paramilitärische Gruppen, die auf diese Weise jegliche kritische Berichterstattung über ihre Aktivitäten ersticken wollen.

„Die kolumbianischen Behörden müssen endlich verlässlichen Schutz für Journalisten garantieren, die unter Lebensgefahr über wichtige Themen wie Korruption oder die zwielichtigen Verstrickungen von Politikern und Verbrecherkartellen recherchieren“, forderte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. „Jede derartige Drohung muss minutiös aufgeklärt werden, um die Verantwortlichen zu finden und die Kultur der Straflosigkeit zu durchbrechen.“

Im jüngsten Fall verlangte ein namentlich bekanntes Mitglied der Neonazi-Gruppe Restauracion Nacional vom Chefredakteur des Nachrichtenportals Las 2 Orillas, Gustavo Rugeles, einen kürzlich veröffentlichten Bericht aus dem Netz zu nehmen. Andernfalls werde er ihn sich „persönlich vorknöpfen“, drohte der Rechtsextremist vergangene Woche in einem Anruf. Rugeles recherchiert seit drei Jahren zu den Verbindungen zwischen Neonazis, Paramilitärs und Politikern und ist deshalb vielfach bedroht werden. Seit einiger Zeit erhält er staatlichen Schutz, der jedoch jüngste nach einer Neubewertung reduziert wurde.

Ende September schickte die paramilitärische Gruppe Los Urabenos eine Drohbotschaft an acht Journalisten in der Provinz Valle del Cauca. Darin bezeichnete die Gruppe sie als „militärische Ziele“, weil sie falsche Informationen über die Festnahme eines Mitglieds der Urabenos veröffentlicht hätten, und setzte ihnen eine Frist von 24 Stunden zum Verlassen ihrer jeweiligen Städte. Vier Tage zuvor hatte die Verbrecherbande Los Rastrojos zwei Journalisten in Monteria in der Provinz Cordoba in Flugblättern auf ähnliche Weise bedroht.

Anfang September sah sich die Zeitungs- und Radiokorrespondentin Amalfi Rosales zur Flucht aus der Provinz La Guajira gezwungen, nachdem Unbekannte drei Mal auf ihr Haus schossen. Rosales hatte in jüngster Zeit über die Skandale um zwei hochrangige Regionalpolitiker berichtet und seit November 2013 Drohungen erhalten. Die für den Schutz bedrohter Menschenrechtsverteidiger und Journalisten zuständige Polizeieinheit UNP hatte zwar Kontakt mit ihr aufgenommen, aber noch nichts zu ihrem Schutz unternommen.

Allein in den ersten neun Monaten dieses Jahres wurden nach Angaben des Ombudsmanns für Menschenrechte der kolumbianischen Regierung (Defensoria del Pueblo) mehr als 90 Journalisten bedroht – mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Solche Drohungen sind eine gängige Einschüchterungsmethode kolumbianischer Paramilitärs und Drogenbanden.

Reporter ohne Grenzen zählt die Gruppe Los Urabenos wegen derartiger Methoden zu den schlimmsten Feinden der Pressefreiheit weltweit. Die Urabenos gelten auch als mutmaßliche Verantwortliche für die Ermordung des Radiojournalisten Luis Carlos Cervantes am 12. August. Cervantes hatte mehrfach Verbindungen zwischen Beamten und dem organisierten Verbrechen in der Region Antioquia aufgedeckt. Zwei Wochen vor seinem Tod wurde ihm der Polizeischutz entzogen.

Seit dem Jahr 2000 sind im Nachbarland von Venezuela 56 Journalisten ermordet worden. Der größte Teil dieser Taten ist ungestraft geblieben. Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Kolumbien auf Platz 126 von 180 Ländern.

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