Venezuela: Tourismus in Zeiten des Chaos

keinwasser

Sowohl die Strom- als auch die Wasserproblematik sind symptomatisch für den chaotischen Zustand in Venezuela und sind das Ergebnis eines beispiellosen Versagens der Regierung (Foto: Reproducao)
Datum: 16. März 2016
Uhrzeit: 16:01 Uhr
Leserecho: 2 Kommentare
Autor: Redaktion
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In der Region Lateinamerika und der Karibik boomt der Tourismus. Während Länder wie Kuba, Ecuador, Kolumbien, Dominikanische Republik und Peru Rekordzahlen bei der Ankunft von Touristen verzeichnen, hat das unter Orientierungslosigkeit leidende Regime in Venezuela inzwischen auch die Tourismusindustrie zu Grunde gerichtet. Nach Angaben des Verbandes der Reiseveranstalter von Venezuela „Asociación de Operadores Turísticos de Venezuela“ (Asotuv) sank der Tourismus im südamerikanischen Land um mehr als 60%. Das Auswärtige Amt in Berlin warnt bereits seit Monaten: „Eine deutliche Gefährdung sowohl für Individual- als auch für Gruppenreisende stellt die hohe Kriminalitätsrate in Venezuela dar. Entführungen zur Erpressung von Geldzahlungen und Überfälle mit Waffengewalt haben zugenommen. Auch Deutsche sind davon betroffen gewesen. Die Straßenkriminalität in venezolanischen Großstädten, besonders in Caracas, ist unvermindert hoch. Auch außerhalb der Städte ist, z.B. auf Landstraßen, mit Gewaltkriminalität und Überfällen zu rechnen. Auf der Ferieninsel Margarita besteht die Gefahr bewaffneter Raubüberfälle, auch in Hotelanlagen und bei begleiteten und organisierten Gruppenexkursionen. Das Zentrum von Porlamar sollte insbesondere nach Einbruch der Dunkelheit gemieden werden“. Zusätzlich zur Unsicherheit herrscht nun eine dramatische Wasser- und Stromkrise, vor der Energie- und Wasserexperten bereits seit über einem Jahr gewarnt hatten. Als Übeltäter wird das Wetterphänomen „El Niño“ genannt, realistischer ist allerdings mangelhafte oder falsche Planung der regierenden Chavistas.

Bereits wenige Tage nach ihrem Amtsantritt hatte die neue Nationalversammlung die Wasserproblematik als ersten Punkt auf ihre Agenda gesetzt und einen Sonderausschuss zur „Ergründung“ der Ursachen und Konsequenzen des Wasserproblems eingesetzt. Obwohl während der letzten Jahre 9,5 Milliarden Dollar in das nationale Wassersystem investiert worden sein sollen, sieht die Realität jenseits der Propaganda trostlos aus. Viele der wichtigsten Stauseen zur Wasserversorgung sind ausgetrocknet, die Infrastruktur ist verwahrlost und in schlechtem Zustand. Sowohl die Strom- als auch die Wasserproblematik sind symptomatisch für den chaotischen Zustand in Venezuela und sind das Ergebnis eines beispiellosen Versagens der Regierung. Besonders auf der bei Ausländern einst beliebten Ferieninsel „Isla de Margarita“ sind die Folgen spürbar, Touristen haben die Dauer ihrer diesjährigen Osterferien kräftig reduziert.

Laut Julio Arnalde, Präsident des venezolanischen Verbandes für Großhändler und Tourismus, haben die Urlauber ihren durchschnittlichen Aufenthalt auf der Insel von sieben auf drei Tage reduziert. Dies aufgrund des Mangels an Wasser und stundenlangen und täglichen Stromreduzierungen. Ebenfalls stiegen die Preise seit dem Karneval vor wenigen Wochen schon wieder zwischen 10% und 15%. Im lokalen TV wurden halbleere Swimming Pools gezeigt, Aufzüge und Klimaanlagen können aufgrund fehlender Ersatzteile nicht gewartet werden. Viele Hotels haben Zimmer bewusst geschlossen, um den Besuchern noch einen einigermaßen qualitativ hochwertigen Service bieten zu können.

Der Chavismus hat sich inzwischen zum großen Albtraum für die Venezolaner entwickelt. Margariteños bitten Touristen/Urlauber, die Insel während der Osterwoche nicht zu besuchen. Die Situation ist für die Insulaner schon hart genug (Versorgung mit Wasser und Lebensmittel), der Zustrom von Urlaubern wird die Lage noch weiter verschlimmern. Im erdölreichsten Land der Welt wird das Wasser aus Schwimmbädern zum Füllen der Hygieneeinrichtungen benutzt, täglich protestiert die Bevölkerung gegen das Missmanagement.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    don ewaldo

    Man ist am Ende der Fahnenstange angekommen,es wird sehr schwer sein,da noch eine Lösung zu finden,
    Man muss ja auch die Hirne umdrehen,man sucht noch nach Hirn.Es ist eben leichter,Parolen zu grölen,
    Phrasen zu wiederholen,als grundlegende Lösungen zu Finden.Vielleicht sollte man einen Teil des Volkes austauschen.Vielleicht stimmt die Aussage eines russischen Autors :
    Südamerika wird immer eine grosse Zukunft VOR sich haben…………………..aber nie erreichen.

  2. 2
    paulo

    ich ärgere mich immer wenn von einem prozentuellen verlust irgend einer branche die rede ist.
    SOLLTEN DA NICHT ENDLICH MAL WIEDER DIE WIRTSCHAFTSZAHLEN VON 1999 BEIGEZOGEN WERDE; DAMIT MAN SEHEN KANN; WIE ERFOLGREICH DIE REVOLUZION WAR ?

    tatsache ist doch, dass vor chavistas 1999 die venezolanische wirtschft, das land recht gut belieferte und im verglich zu heute auch sehr wenig importieren musst.
    leider ist diese produktion und versorrgung des volkes um ca. 85% gesunken und kaputtgemacht worden. nicht aus gründen eines wirtschftskrieges, sondern aus gründen der stupides der regierenden.
    da wurden zu hunterten, wenn nicht tausenden fähige manager entlassen und durch parteigenossen ersetzt, die keine ahnung von tuten und blasen hatten,,, resultat darf sich sehen lassen „alles kaputt“

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