Bedeutung freifließender Flüsse in Zeiten der Klimakrise

damm

Anzahl der Staudämme mit gravierenden strukturellen Problemen nimmt zu (Foto: Agência Nacional de Águas)
Datum: 15. Juli 2019
Uhrzeit: 12:14 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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Freifließende Flüsse mit ausreichenden Überschwemmungsgebieten können die schwerwiegenden Folgen von Wetterextremen wie Starkregen und Dürren abmildern. Sie liefern Nahrung und verhindern durch ihre Sedimente das Versinken ganzer Flussdeltas. Doch die Weltgemeinschaft tut derzeit noch zu wenig, um ihre Flusssysteme zu schützen und für die erst noch kommenden Auswirkungen der Erderhitzung zu wappnen, warnt der WWF heute im Zuge eines politischen Gipfels der Vereinten Nationen zur Revision des globalen SDG-Klimazieles. Stattdessen drohte Flüssen weltweit unter anderem durch Damm- und Wasserkraftprojekte zusätzlicher Schaden. „Wir müssen unsere Flüsse besser schützen und anders bewirtschaften – sonst verursachen wir weitere katastrophale humanitäre und ökologische Folgen“, so Philipp Wagnitz Programmleiter Süßwasser beim WWF Deutschland.

Der Bericht „Climate Change and Water: Why valuing rivers is critical to adaptation” beschreibt, wie sich die Klimakrise bereits auf die Süßwasserökosysteme auswirkt und wie sich Menge, Qualität und der Zeitpunkt der Wasserversorgung weiter verändern könnte – einschließlich Schwankungen der Niederschlagsmuster und des Schmelzens der Schneedecke. „Die Erderhitzung wird die Lage an aktuell bereits bestehenden Wasserkrisenherden verschärfen und neue Krisenherde schaffen“, so Philipp Wagnitz vom WWF Deutschland. „Bereits heute erleben wir von Chile bis Chennai extreme Dürren und historische Überschwemmungen vom Mittleren Westen der USA bis Mosambik“, so Wagnitz. Er erinnert an die derzeitige Wasserkrise in der indischen Metropole Chennai. Dort kommt es in den vergangenen Wochen zu extremen Engpässen bei der Versorgung mit Trinkwasser, die Stadt drohe „auszutrocknen“. Erst letztes Jahr hatte der WWF Chennai bei einer Analyse von 400 Städten weltweit hinsichtlich ihres Dürrerisikos auf Platz 1 gesehen.

Der heute veröffentlichte WWF-Bericht sieht den aktuellen Boom bei Wasserkraft- und Dammbauvorhaben kritisch. Denn Solar und Wind seien oft bereits kostengünstiger und intakte, freifließende Flusssysteme spielten eine zentrale Rolle für die Ernährungssicherheit vieler Regionen der Erde. Die Flussfischerei versorgt weltweit rund 160 Millionen Menschen – in vielen Ländern wie dem Kongo- oder Amazonasbecken ist sie die wichtigste Eiweißquelle. „Das durch Dämme veränderte Fließverhalten verschlechtert die Sedimentfracht, Flussdeltas schrumpfen und einige der produktivsten Fischbestände gehen verloren“, so Süßwasserexperte Wagnitz.

Für eine halbe Milliarde Menschen, die an Flussdeltas leben, darunter die Bewohner von Megametropolen wie etwa Shanghai, Kalkutta und Ho Chi Minh City, bergen Staudämme noch eine weitere Gefahr. Sand und andere Sedimente sorgten dafür, dass die Städte bisher einigermaßen über Wasser blieben, so der WWF. „Sind die Flüsse durch Dämme im Oberlauf verbaut und die Deltas somit von Sand und anderen Sedimenten abgeschnitten, drohen die Flussdeltas samt den Städten unterzugehen. Steigt dann noch der Meeresspiegel, verschärft sich die Situation weiter“, erläutert Philipp Wagnitz.

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