Ein möchtegernpräsidialer Hipphopper pilgert rappend nach Südafrika zum Kirchenmann. Der hatte schon zweimal dieses Amt, wenn auch legal, aber nicht erfolgreich, und musste so für eine dritte Runde ausfallen. So schreibt Verfassung vor. Der Hipphopper aber drängte zum ersten Mal zur Wahl und hatte so noch alle Chance, hätte man glauben können.
Aber wie das so läuft, gegen bananenrepublikanische Politikstrategien haben die naseweissen Weisen (auch umkehrbar!!) Triumvirate, Wahlräte und andere Rechtsverdreher so ihre Vorurteile. Sie gaukeln zwar der Weltgemeinde vor, Demokratie nach westlichem Muster sei das einzige Allheilmittel auf dieser Erdhalbkugel, sind aber bananenbauernschlau genug um die Systeme so zu verdrehen, dass auf jeden Fall ihr Wunschergebnis zustande kommt, ob das der Mehrheit passt oder nicht.
Jean-Bertrand Aristide 1953 war das Kind einer Marktfrau, einer sogenannten Madan Sarah, und absolvierte ein subventioniertes Theologiestudium. 1982 wurde er zum katholischen Priester geweiht. Schon als Student liebäugelte er mit der Befreiungstheologie, die ab den 70er-Jahren in Lateinamerika große Bedeutung gewann. Er wurde Mitglied der Gruppe Ti Legliz ( Kleine Kirche ) und stellte sich gegen die Duvaliers.
Er entging mehreren Mordanschlägen und wurde schließlich aus der Kirche ausgeschlossen. 1990 wurde er bei den ersten demokratischen Wahlen in der Geschichte Haitis mit überwältigender Mehrheit (67,48 Prozent der gültigen Stimmen) zum Präsidenten gewählt. 1991 wollte ihn General Raoul Cédras neuerdings ermorden, und er floh vorübergehend ins Exil nach Venezuela und in die USA. 1996 erreichte sein vorheriger Premierminister René Préval sogar 88% der Stimmen. Aristide und Préval errangen auch bei den folgenden Wahlen überzeugende Mehrheiten. Die Besorgnis über die weitere Entwicklung führte am 7. Februar 2001 zur gewaltsamen Entführung des Präsidenten durch die USA und Frankreich. Ab November 2002 kam es zu bürgerkriegsähnlichen Verhältnissen, die sich im Laufe des Jahres 2003 intensivierten.
Aristide wurde dabei vor allem von den ärmeren Bevölkerungsschichten unterstützt. Der Sieg der Rebellen in vielen Regionen und Städten sowie ihr Vormarsch auf die Hauptstadt Haitis, Port-au-Prince führte zu weitgehender Destabilisierung und einem Zusammenbruch innerstaatlicher Ordnung. Die internationale Besorgnis über die Situation führte im Februar 2004 zur Intervention durch Frankreich und die USA, „mit weitgehender internationaler Billigung“. Die Großmächte befürchten Unruhen nach einer allfälligen Rückkehr des Präsidenten. Auch die zweite Amtszeit von René Préval läuft im November 2010 aus, und auch er kommt wegen der Verfassungsbestimmung für eine Wiederwahl nicht in Frage.
Der bekannteste Sänger der Karibik, Wyclef Jean, wäre wohl der einzige Präsidentschaftskandidat, der über alle Voraussetzungen verfügt. Er spricht alle wichtigen Sprachen, verfügt über eine akademische Bildung, kennt das Armenhaus Haiti aus dem FF und der eigenen Familie, hat unzählige Werke und Stiftungen geschaffen, verfügt über internationale Beziehungen und wohl als einziger Kandidat die Sozialkompetenz, auch mit sämtlichen Randgruppen zu verkehren und sogar Frieden zu stiften. An Popularität hätte er selbst den „unbesiegbaren“ Aristide übertroffen, aber wie dieser damals, so ist heute Wyclef dem Establishment ein Dorn im Auge. Die Bourgoisie zeigt damit ihr wahres Gesicht, worum ihr es eigentlich geht.
Wyclef wurde von Präsident und Regierung offiziell als Botschafter an die UNO geschickt, was natürlich mit berufsbedingter Landesabwesenheit zu tun hat. Diese Landesabwesenheit nahm die gleiche Regierung nun zum Vorwand, die Annahme der Präsidentschaftsbewerbung zu verweigern, da laut Verfassung ein solcher Kandidat während 5 Jahren ununterbrochen im Lande wohnen musste. Auch wurden bei der Voranmeldung durch den Wahlrat sämtliche Bewerbungsunterlagen geprüft und für die Bewerbung als gut befunden. Ebenfalls empfing Präsident Préval seinen mutmaßlichen Nachfolger kurz vor der Rückgabe der Dokumente mit offiziellen Ehren als zukünftigen Präsidenten. Was da wohl noch dahinter steckt, muss ich den acht Anwälten überlassen, denen Wyclef den Fall nun übergeben hat. Den Anwälten und der Phantasie, dass mein Traum eben doch kein Traum war:
Ich träumte nämlich, Wyclef sei nach Kapstadt gepilgert und habe dort die Unterstützung von Aristide und seiner Anhänger gesucht, und weitere Strategien für die nächste Wahl besprochen. Wär ja wohl auch logisch, und die zwei Herren zusammen verfügen wohl eine Mehrheit über 99,999…%.
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