Kolumbien: Die Bedeutung der Tötung von FARC-Führer „Mono Jojoy“

Datum: 27. September 2010
Uhrzeit: 13:44 Uhr
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Autor: Redaktion
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► Militärische Operation wäre vor zehn Jahren nicht möglich gewesen

Am 22. September wurde unter Leitung des kolumbianischen Militärs eine gezielte und massive Operation auf ein großes Lager von Partisanen der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) im Osten des Landes durchgeführt. Bei dem Bombardement wurde der Farc-Kommandeur Víctor Julio Suárez Rojas, auch bekannt unter dem Spitznamen „Mono Jojoy“, getötet. Es war dies nach Raúl Reyes (Pseudonym von Luis Edgar Devia Silva; * 30. September 1948 in La Plata, Kolumbien; † 1. März 2008 bei Santa Rosa de Sucumbíos, Ecuador) erst das zweite Mal in mehr als 45 Jahren des bewaffneten Konflikts, dass die Regierung ein Mitglied der obersten Führungsspitze der Guerilla-Gruppe tötete.

Nicht überraschend teilten kolumbianische Regierungsbeamte schnell die Bedeutung der erfolgreichen militärischen Operation Sodom mit, an der 27 Hubschrauber, 400 Soldaten und mehr als 30 Flugzeuge beteiligt waren. In Bezug auf die Tötung von Mono Jojoy erklärte Präsident Juan Manuel Santos: „Es ist der schallendste Schlag gegen die FARC in ihrer gesamten Geschichte“. Auch Verteidigungsminister Rodrigo Rivera zeigte sich zuversichtlich: „Die FARC zerfällt von innen“. Ein Überläufer der FARC hatte die Regierungstruppen zum Versteck des Guerilla-Kommandeurs geführt.

Zweifellos hat der Tod eines langjährigen Führers wie Mono Jojoy Auswirkungen auf die FARC. Rojas war seit 1975 Mitglied der Rebellen. Eigenen Angaben zufolge wurde er schon im Kindesalter von 12 Jahren in der Organisation als Bote eingesetzt. Auf seinen Kopf waren zuletzt Kopfgelder in Millionenhöhe ausgesetzt. Außerdem lagen in Kolumbien 62 Haftbefehle wegen Mordes, Entführung und Terrorismus gegen ihn vor. Er war ein hoch angesehener Kommandeur in den Reihen der Guerillas. Diesen Respekt erlangte er nicht nur aufgrund seiner militärischen Fähigkeiten, viele sahen in ihn einen der brutalsten Führer, den die Rebellenorganisation je hatte.

Mono Jojoy galt als ein rücksichtsloser militärischer Taktiker, der in den späten 1990er Jahren eine Reihe von großen, erfolgreichen Angriffen gegen militärische Stützpunkte in Ost-Kolumbien inszenierte. In Washington erregte er Aufmerksamkeit, die zu einer drastisch erhöhten militärischen Intervention der USA in dem südamerikanischen Land führte. Zur gleichen Zeit war der Rebellen-Chef verantwortlich für umfangreiche Menschenrechtsverletzungen, einschließlich der Entführung und Tötung von Zivilisten in Regionen, die unter seinem Kommando standen.

Der Tod von Mono Jojoy ist für die FARC zweifellos ein kurzfristiger Rückschlag, vor allem im Hinblick auf die Moral der Truppe. In der Vergangenheit führten massive Militäraktionen der kolumbianischen Armee jedoch zu zahlreichen Gegenschläge der Rebellen. Trotz des militärischen Rückschlages besitzen die Guerillas noch viele erfahrene Kommandeure der mittleren Führungsebene, die jederzeit bereit sind, in die Fußstapfen ihres gefallenen Kommandeurs zu treten.

Zugleich zeigen sich die Auswirkungen der US-Militärhilfe für Kolumbien. Die militärische Operation, die unter anderem den ehemaligen Kommandeur getötet hat, wäre vor zehn Jahren nicht möglich gewesen. Die kolumbianischen Militärs erhöhten dank der überlegenen US Technik die Fähigkeiten ihrer Informationsgewinnung. Gut ausgebildete kolumbianische Kampfeinheiten mit US-Hubschraubern drängten die Gruppe der FARC, deren interne Kommunikation manipuliert wurde, in immer abgelegenere Regionen des kolumbianischen Dschungels. Dort wurden sie schließlich gestellt und durch ein massives Bombardement vernichtet.

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