Haiti: Neid und Eifersucht sind Zwillinge

Eulen

Datum: 02. Juli 2011
Uhrzeit: 07:45 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Otto Hegnauer
Sprachkurs Spanisch (Südamerika)

Das waren noch echte Zwillinge VOR dem grossen Goudou-goudou. MEINE Zwillinge, so glaubte ich noch. Denn niemand „besass“ so einen Schatz. Und erst noch unter dem Schlafzimmer. Und niemand wusste das, wirklich niemand. Denn das war mein ganz grosses Geheimnis. Die kreischten und stritten die ganze Nacht. Vielleicht aus Neid und Missgunst um einen Knochen, an dem noch etwas hing.

Neid und Missgunst sind vielleicht tierisch, sicher aber vor allem menschlich. In „entwickelten“ Landen ebenso wie im Armenhaus der Millionäre. Bei Menschen können Neid und Missgunst zu Kannibalismus führen, das kennt man hier, nicht nur aus grauen Urzeiten. Wer die Macht hat, sie zur Gewinnung fremder Güter, besonderer Fähigkeiten, Kräfte oder Fertigkeiten, einzusetzen, tut das mit allen Mitteln. Auch magische Tötung, Schädigung, Belegung mit Flüchen und Krankheiten oder „normaler“ Mord gehören zum Arsenal, und die Paralumpen lassen sich ihr kriminelles Getue natürlich einiges kosten. Besonders in einer Welt wo Zauber und Aberglaube regieren.

Neben echten spielen auch vermeintliche Güter und Vorteile ihre Rollen, nicht nur Landbesitz, ein Prunkhaus oder Protzhummer (Hummer ist eine derzeit beliebte Automarke der Klugscheisser), ebenso eine erotische Sexbombe, der Gewinn von Erfolg, ein umschwärmter Job oder nur der Hut davon, Geld, Gold und Potenz, Attraktivität, Macht, Genussmöglichkeiten, Reichtum, Gesundheit, Intelligenz, Ansehen; man beneidet die Glücklichen, die Gesunden, die Sprachkenner und andere Könner, diejenigen die nie von Hunden gebissen oder von Mücken gestochen werden, die gut singen oder schwimmen können, Gegenstand von Neid kann alles sein. Aber das gehört auch bei uns zum Ton, wenn auch „nicht gerade zum guten“.

Neid ist das Verübeln der tatsächlichen oder vermeintlichen Besserstellung Anderer. Man glaubt, das Recht auf Gleichstellung sei ein Menschenrecht. Neidische Loa (Götter) werden mit Opfergaben besänftigt. Neid kann für Beniedene gefährlich werden, und zu feindseligen Akten oder gar zu Tötungen führen, besonders in Landen, wo Emotionen in den Adern fliessen.

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Die exklusive Haiti-Kolumne im latina press Nachrichtenportal von Otto ‚Swissfot‘ Hegnauer. Der ehemalige Lehrer lebt seit mehreren Jahrzehnten auf Haiti und berichtet exklusiv von seinem täglichen Leben auf der Insel Hispaniola.

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