Luxusresorts in Haiti: Wieviel Sterne braucht der Wiederaufbau?

Datum: 10. August 2011
Uhrzeit: 04:31 Uhr
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Autor: Otto Hegnauer
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Ein Dutzend 4- und 5-Sterne-Luxusresorts sind im Aufbau, oder bestehen schon. Selbst auf den Spitzen von Bergen. Braucht Haïti denn 5 Sterne? Ja, aber nicht unbedingt 5 Sterne-Resorts. Nicht Resorts für die Millionäre. Mit Safari-Flugplätzen, Golfgeländen und Superlativen. Und nicht unbedingt Türme aus Stahl und Glas, mit 22 Stockwerken, wie am Kanape Vert entstanden. Klar, wenn endlich der Schutt weggeräumt ist, will man etwas Rechtes machen. Etwas Nachhaltiges, Erdbebensicheres. Das Arbeit bringt.

Kupfer ist nicht mehr gefragt, heute verwendet man Glasfaser. Arbeit ist für Haïtianer vonnöten, die mit den Besen, den Schaufeln, den Hämmern und Stosskarren. Aber die wird nicht bezahlt nach Erwartung. Die Erwartungen sind verdorben, neben den vielen Millionären und Gutmenschen. An den Baustellen der Türme und Luxusresorts herrscht Arbeitsbedarf für Spezialisten, für Eingewanderte, oder gar für Ausländer. Das Gros der Menschen kommt da nicht in Frage. Die vegetieren noch in den Zelten, werden von den Hilfswerken gefüttert, so haben sie alles. Im übrigen müssen die ja auch einmal sterben, man wartet darauf. Das kommt am billigsten.

Meines Erachtens würde eine nachhaltige Entwicklung in einer Kombination aus ökologischer Landwirtschaft und Agrotourismus liegen, aber ein solches Bild ist wohl mit den Vorstellungen und Vorgaben des übermächtigen westlichen Onkels unvereinbar. Dazu würden Karten und Orientierungsmittel und ein Netz von Wanderwegen gehören, besonders das letztere dürfte leicht und billig erreichbar sein, und könnte erst noch Arbeitsmöglichkeiten gemäss haïtischen Voraussetzungen schaffen.

Haïti möchte eben lieber über Nacht ein normales Land werden, ein modernes Land, ein Traumland sogar. Mit Massentourismus wie im Nachbarland Dominikanische Republik, Springbrunnen aus Geld und Glück, aber ohne Probleme, wenn möglich. Aber über Nacht lässt sich die fehlende Ausbildung nicht ersetzen. Ich zitiere mich selbst aus einer Tonbildschau, die noch in Arbeit ist, die den Traum von der «Entwicklung» betrifft, ein Traum, in dem sich Fantasien und Wunschträume vermischen:

Mit der Realisierung alter, überspannter Projekte, und Auflage neuer, noch überspitzterer Fantasien. So die Grossstadt Cité du Lac an der einstigen Azüey-Küste, «das grösste und ehrgeizigste Projekt, welches in Haïti je begonnen wurde», das flächendeckende Eisenbahnnetz zusammen mit einem US-Netz in Florida und einem submarinen Eisenbahntunnel von Miami nach Cap-Haïtien, wo ein haïti-nationales Autobahnnetz die zu erwartenden Millionen Bezinschleudern und Giftspritzen aufnehmen würde, bis zur Drehgondelbahn von Milot zur Zitadelle hinauf. Haïti ist ausgebrochen!

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Die exklusive Haiti-Kolumne im latina press Nachrichtenportal von Otto ‚Swissfot‘ Hegnauer. Der ehemalige Lehrer lebt seit mehreren Jahrzehnten auf Haiti und berichtet exklusiv von seinem täglichen Leben auf der Insel Hispaniola.

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