Anbau von Kokablättern und die Kokainproduktion in Kolumbien erreichen Rekordniveau

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Getarnte kolumbianische Soldaten mit Gewehren schleichen in brütender Hitze durch die dichte Vegetation an der Grenze zu Venezuela (Foto: MindefensaColombia)
Datum: 21. Oktober 2022
Uhrzeit: 07:55 Uhr
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Autor: Redaktion
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Die Anbaufläche für Kokablätter in Kolumbien stieg bis Ende 2021 um 43 Prozent auf 204.000 Hektar und die potenzielle Kokainproduktion um 14 Prozent auf 1.400 Tonnen – ein Rekordhoch seit mehr als zwei Jahrzehnten, wie das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) am Donnerstag (20.) mitteilte. Im Jahr 2020 betrug die mit Koka bepflanzte Fläche 143.000 Hektar und die potenzielle Kokainproduktion erreichte nach UNODC-Messungen 1.228 Tonnen. Die Zunahme des Anbaus von Kokablättern beendete den drei Jahre andauernden Abwärtstrend. „Die Anbaufläche hat stärker zugenommen als die potenzielle Produktion“, erklärte die UNODC-Regionaldirektorin für die Andenregion und den Südkegel, Candice Welsh, bei der Vorstellung des Berichts. „Dies ist der höchste Wert in den 22 Jahren der Überwachung. Welsh empfahl der kolumbianischen Regierung, die sozialen Investitionen in den Regionen zu erhöhen, in denen sich die Ernten konzentrieren und die Sicherheitsbedingungen zu verbessern, die den Gemeinden den Übergang zu einer legalen Wirtschaft ermöglichen.

„Wir hatten einen noch nie dagewesenen Anstieg der Anbauflächen und der Kokainproduktion in der Geschichte des Landes“, analysierte Justizminister Néstor Osuna und versicherte, dass dieser Anstieg erfolgte, obwohl in den letzten Jahren rund 440.000 Hektar Kokapflanzen ausgerottet wurden. Trotz jahrzehntelanger Bekämpfung des Drogenhandels ist Kolumbien nach wie vor einer der weltweit führenden Kokainproduzenten und steht unter dem Druck der Vereinigten Staaten, den Anbau von Kokablättern und die Kokainproduktion zu reduzieren. Präsident Gustavo Petro, der im August als erster linksgerichteter Präsident in der Geschichte des Landes sein Amt antrat, schlug im September vor der Versammlung der Vereinten Nationen vor, den Krieg gegen die Drogen zu beenden, den er als „irrational“ bezeichnete.

Seit seiner Wahlkampagne hat das Staatsoberhaupt im Nachbarland von Venezuela vorgeschlagen, Drogen zu legalisieren, freiwillige Programme zum Ersatz von Kokablättern zu fördern, die sozialen Investitionen in den Anbaugebieten zu erhöhen und die Wiedereinführung des Besprühens von Kokafeldern mit der Chemikalie Glyphosat aus der Luft auszuschließen. „Wenn wir diese Zahlen umkehren wollen, müssen wir etwas anderes, etwas Neues tun“, betonnte Osuna. Der Fahrplan, den es zu befolgen gilt, ist das 2016 mit der demobilisierten FARC-Guerilla unterzeichnete Friedensabkommen, das auch Pläne für den Ersatz von Nutzpflanzen enthält.

Dem Bericht zufolge ist der Produktionsanstieg auf die Anpflanzung produktiverer Sorten, die technische Unterstützung in der Landwirtschaft und die Erneuerung der Kulturen zurückzuführen. Der Drogenhandel gilt als Treibstoff für den fast sechs Jahrzehnte andauernden internen bewaffneten Konflikt, der mehr als 450.000 Tote und Millionen von Vertriebenen gefordert hat. Nachforschungen von „Reuters“ ergaben, dass mexikanische Drogenkartelle Berichten zufolge hochleistungsfähige Waffen nach Kolumbien schicken, um für Kokainlieferungen zu bezahlen und sich stärker an der Kokaproduktion beteiligen, indem sie Kokaanbauer im Voraus für ihre Ernte bezahlen und den Anbau von hoch produktivem Saatgut fördern.

Das von zwei Ozeanen umgebene Kolumbien gilt als einer der weltweit größten Kokainproduzenten, an dem Drogenhändler, kriminelle Banden, die sich aus ehemaligen rechtsextremen Paramilitärs und der ELN-Guerilla zusammensetzen, sowie Dissidenten der FARC, die das Friedensabkommen verlassen haben, beteiligt sind. Die UN-Zahlen unterscheiden sich von den Zahlen, die im Juli vom US-Büro für nationale Drogenbekämpfungspolitik (ONDCP) veröffentlicht wurden, das von 234.000 Hektar Kokaanbaufläche und einer potenziellen Kokainproduktion von 972 Tonnen bis 2021 berichtete.

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