Im Schatten des Völkermordes: Erste Weltspiele für Indigene in Brasilien

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Veranstalter erwarten nach eigenen Angaben rund 2.000 Athleten aus 30 Ländern (Foto: Facebook)
Datum: 22. Oktober 2015
Uhrzeit: 18:52 Uhr
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Vom 23. Oktober bis 1. November finden in Palmas (Bundesstaat Tocantins) die ersten Indigenen Weltspiele statt. An dem Event werden rund 2.000 indigene Athleten aus 22 Ländern teilnehmen, darunter alleine 24 brasilianische Ethnien. Außer den amerikanischen Ureinwohnern (Argentinien, Chile, Costa Rica, Guatemala, Französisch-Guayana, Mexiko, Nicaragua, Panama, Venezuela, Uruguay, Peru, Bolivien, Ecuador, Kolumbien) werden sich Völker aus Australien, Kongo-Brazzaville, Äthiopien, Philippinen, Neuseeland, Russland und der Mongolei in Disziplinen wie Schießen mit Pfeil und Bogen, Speerwerfen, Seilziehen, 100-Meter-Lauf, Kanurennen, Wettlauf mit “Tora“ (Baumstamm), Ringkampf, Fussball, “Xikunahati“ (Kopfball), Schwimmen und Leichtathletik messen.

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Die “Jogos Mundiais dos Povos Indígenas“ sind nicht unumstritten und mindestens drei der vierundzwanzig brasilianische Volksgruppen haben ihre Teilnahme abgesagt. Eine Gruppe der Guarani-Kaiowá klagte in den letzten Monaten mehrfach über Angriffe auf ihre Dörfer im Bundesstaat Mato Grosso do Sul (Grenzgebiet Paraguay und Bolivien) und zog ihre Teilnahme am Wettbewerb zurück. Vertreter dieser Volksgruppe sprechen von „einem echten Völkermord“, den Grundbesitzer und paramilitärische Gruppen an ihrem Volk begehen.

„Die brasilianische Regierung versucht mit diesen Spielen von der Realität und der tatsächlichen Situation der indigenen Völker abzulenken“, klagt eine Sprecher der Guarani-Kaiowá. Die Ureinwohner sind in dieser Frage allerdings gespalten und planen zumindest die Teilnahme einer kleinen Delegation an der offiziellen Eröffnungszeremonie. Die Krahô und Apinajé aus dem Bundesstaat Tocantins kündigten ebenfalls den Boykott der Spiele an und äußerten sich kritisch gegenüber der Regierung.

Die katholische Kirche hat bereits die hohen Kosten der Spiele kritisiert. Die rund 30 Millionen US-Dollar sind demnach „in der gegenwärtigen Situation nicht gerechtfertigt“. Ein Großteil der brasilianischen Bevölkerung ist aktuell „mit einer Situation extremer Verletzlichkeit konfrontiert“.

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