246 Todesopfer in Nova Friburgo: Eine Schweizer Tragödie in Brasilien

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Datum: 13. Januar 2011
Uhrzeit: 19:13 Uhr
Ressorts: Brasilien, Panorama
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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► Mehrere Personen noch unter Tonnen von Schlamm begraben

Mehr als 500 Menschen sind nach sintflutartigen Niederschlägen in Rio de Janeiro ums Leben gekommen. Die seit 48 Stunden andauernden Regenfälle ließen mehrere Hänge abrutschen, Tonnen von Schlamm wälzten sich durch die Strassen der betroffenen Städte und Ortschaften. Ganze Stadtteile verschwanden unter Schlamm- und Gerölllawinen. Die Stadt Nova Friburgo ist besonders schwer von der Katastrophe betroffen. Bisher wurden nach Angaben der Stadtverwaltung 246 Todesopfer registriert. Dutzende Leichen werden in Kühltransportern gelagert und warten auf ihre Identifizierung.

Nova Friburgo ist eine Stadt im brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro. Die Stadt hat rund 180.000 Einwohner auf 935 km². Sie liegt in der Serra Fluminense in zirka 850 Metern Seehöhe, 130 Kilometer nordöstlich der Stadt Rio de Janeiro. Die Innenstadt Nova Friburgos liegt auf 846 m ü.NN., diese Höhe wird auf einer Plakette am Fuße der Statue von Alberto Braune auf dem Praça Getúlio Vargas angezeigt.

Eine weitere Plakette an der Statue von Getúlio Vargas markiert den exakten Mittelpunkt des Bundesstaates Rio de Janeiro. Einige Stadtteile, zum Beispiel Caledônia und Mury, erreichen eine Höhe von über 1000 m ü.NN. Andere Stadtteile, wie São Romão in Lumiar, erreichen eine maximale Höhe von 200 m ü.NN.

1819 nahmen 140 Luzernerinnen und Luzerner an einer vom Kanton Freiburg initiierten Aktion teil, wanderten nach Brasilien aus und gründeten die Stadt Nova Friburgo. Die Luzerner Kantonsbehörden beteiligten sich an der Organisation. Zudem erhielten die Auswandernden meist eine finanzielle Unterstützung. Allerdings mussten sie mit der Auswanderung auch auf ihr bisheriges Bürgerrecht verzichten. Insgesamt nahmen 2006 Schweizer teil (aus Fribourg 830, Bern 500, Wallis 160, Aargau 143, Luzern 140, 5 weitere Kantone).

Für die Luzerner Gruppe liegen im Staatsarchiv Luzern detaillierte Namenslisten. Sie verliess Luzern am 12. Juli 1819, ging nach Basel und fuhr dann auf dem Rhein nach Holland. Begleitet wurde sie dabei von dem von der Regierung eingesetzten Kommissar Kaspar Theiler aus Luzern. Diese erste Reiseetappe scheint nicht optimal vorbereitet gewesen zu sein, es gab Verspätungen, die Einschiffung verzögerte sich. Die ersten der 8 Schiffe liefen am 11. September aus, das Schiff „Heureux Voyage“ mit 442 Kolonisten aus dem Wallis, Luzern, Solothurn und Schwyz startete erst am 10. Oktober 1819 in Texel und benötigte für die Überfahrt nach Rio de Janeiro 69 Tage. Die „schweizerische“ Vergangenheit ist immer noch spürbar und die Suche nach den Wurzeln aktuell: Regelmässig erreichen das Staatsarchiv in Luzern Anfragen aus Brasilien, in denen man sich nach den luzernischen Vorfahren erkundigt.

Fotogalerie: Unwetter-Katastrophe in Rio de Janeiro

Quelle: Staatsarchiv Luzern

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